Ursache

Allergien vorbeugen

Was verursacht Allergien?

Volkskrankheit Allergie

Jahr für Jahr bestätigen epidemiologische Studien aus dem In- und Ausland die beunruhigenden Prognosen: Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und scheinen noch weiter zuzunehmen. So ist, um ein Beispiel zu nennen, allein in den 80er Jahren die Zahl der an allergischem Bronchialasthma Erkrankten in Europa um das Doppelte gestiegen. Wissenschaftler aus aller Welt versuchen, den Geheimnissen des Immunsystems auf die Spur zu kommen und herauszufinden, warum es im Falle von Allergien fehlerhaft reagiert. Bisher ist es allerdings noch nicht gelungen, die genauen Ursachen der Allergien zu ergründen. Demzufolge gibt es auch noch keine ursächliche Therapie, die eine Allergie heilen könnte. Es gibt jedoch Medikamente, die die Symptome und Begleiterscheinungen der Allergie, wie etwa Fließschnupfen, Hautausschläge oder Juckreiz, lindern und zum Abklingen bringen, und es gibt Möglichkeiten, durch entsprechende Verhaltensweisen und Vorbeugemaßnahmen die allergischen Reaktionen weitestgehend zu kontrollieren. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Betroffenen gut über ihre Erkrankung informiert sind. Diese Internetseite soll dazu beitragen, das Wissen zu verbreiten und Wege zur Behandlung und Vorbeugung von Allergien aufzuzeigen.

Allergie - was ist das?

Dass der Körper auf Giftstoffe allergisch reagiert, scheint einleuchtend. Aber wieso reagiert er zunehmend auch auf so harmlose und natürliche Substanzen wie Pollen oder Tierhaare? Unser Abwehrsystem, das so genannte Immunsystem, unterscheidet körpereigene von körperfremden Stoffen (Zellen, Proteine oder andere große Moleküle), und es kann normalerweise die körperfremden Stoffe (Antigene) in harmlose und gefährliche Substanzen einordnen. Antigene, die an der Entstehung einer Allergie beteiligt sind, werden als Allergene bezeichnet. Gegen einige Fremdstoffe ist unser Körper schon von Geburt an immun. Zusätzlich entwickelt sich eine erworbene Immunität gegen Antigene, mit denen der Körper im Laufe des Lebens in Berührung kommt, wie Bakterien oder Viren. Für die Erkennung und Bekämpfung der Fremdstoffe spielen bestimmte weiße Blutzellen, die B-Lymphozyten, eine wichtige Rolle. Sie produzieren Antikörper, die wie ein Schlüssel zu einem Schloss zu dem jeweiligen Fremdstoff passen. Dadurch wird die gezielte Bindung und anschließende Zerstörung der Antigene ermöglicht. Nach der ersten Reaktion auf ein Antigen „merkt“ sich das Immunsystem diesen Kontakt und ist in der Lage, bei einem erneuten Eindringen des Antigens sofort entsprechend zu reagieren.

Bei einer Allergie sind die beschriebenen Abläufe gestört:

  • Das Immunsystem stuft ungefährliche Substanzen als gefährlich ein.
  • Es werden zu viele Antikörper gebildet.

Dadurch werden Substanzen wie Histamin im Körper freigesetzt, die allergische Symptome verursachen. Die im Übermaß gebildeten Antikörper bewirken eine Sensibilisierung des Körpers gegenüber dem Allergen. Bereits kleine Mengen des Allergens können nun zu heftigen Reaktionen in Form von Niesanfällen, Fließschnupfen, Bindehautreizung, Hautausschlägen, Übelkeit oder Durchfall führen.

Atopie oder Allergie?

allergierisiko gr

Der so genannte atopische Formenkreis umfasst die Neurodermitis, die allergische Rhinitis (Heuschnupfen) und das allergische Asthma. Diese Krankheiten können entweder allein, nacheinander oder auch gleichzeitig auftreten. Als Atopie wird nicht die Erkrankung selbst bezeichnet, sondern die angeborene und erbliche Veranlagung, an einer oder an mehreren Ausprägungen des atopischen Formenkreises zu erkranken. Das Wort „Atopie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „fremd“ oder „befremdlich“. Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil man sich das Zusammentreffen so verschiedener Erkrankungen an der Haut und an den Schleimhäuten nicht erklären konnte.

Immunsystem

Das Immunsystem mit seinen Milliarden von Abwehrzellen ist ein ausgeklügeltes, präzise aufeinander abgestimmtes System, das den Organismus vor Fremdstoffen, die auch als Antigene bezeichnet werden, schützen soll. Es wird aktiv, sobald ein potenzieller Erreger eingedrungen ist, und versucht, diesen unschädlich zu machen.

Der Abwehrmechanismus funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip: Jedes Antigen besitzt charakteristische Oberflächenstrukturen. Passend zu diesen Merkmalen produziert das Immunsystem nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip spezielle Antikörper, die so genannten Immunglobuline. Diese gehen mit dem Antigen eine gezielte Bindung ein und ermöglichen dadurch seine anschließende Zerstörung.

Dank so genannter Gedächtniszellen (Lymphozyten) ist das Immunsystem in der Lage, sich die charakteristischen Strukturen des Antigens zu merken. Dadurch ist es bei erneutem Kontakt mit dem Antigen entsprechend vorbereitet: Die Lymphozyten produzieren sofort eine große Anzahl der zugehörigen Antikörper, die den Fremdstoff unschädlich machen. Der Körper ist sozusagen immun gegen diesen Eindringling.

Organe und Gewebe wie Thymus, Milz, Knochenmark, Lymphknoten, Mandeln und das lymphatische Gewebe des Darms sind wichtige Bestandteile des Immunsystems. Als so genannte primär lymphatische Organe sind Knochenmark und Thymus für die Produktion und Ausbildung spezieller Abwehrzellen verantwortlich. Als sekundär lymphatische Organe bezeichnet man all diejenigen Gewebe, in denen die Immunzellen schließlich aktiv werden. Dazu gehören die Lymphknoten, Mandeln, Milz sowie das lymphatische Gewebe in den Schleimhäuten, beispielsweise des Darms.

Allergierisiko

Allergische Erkrankungen haben in beunruhigendem Maße zugenommen und gehören mittlerweile bei Kindern zu den häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig. Neben der genetischen Veranlagung, eine Allergie zu entwickeln, spielen Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle. Nicht ohne Grund werden Allergien zur Gruppe der so genannten Zivilisationskrankheiten gezählt, treten sie doch vor allem in den hoch entwickelten Industrieländern vermehrt auf.

Prinzipiell kann jeder Stoff unserer Umwelt zum Auslöser einer Allergie werden. Warum einige Substanzen bei manchen Menschen als Allergene wirken und andere nicht, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Man weiß, dass sich Allergene aus Kohlenhydraten sowie Eiweißen und deren Bestandteilen zusammensetzen und dass sie in einem ganz bestimmten Größenbereich liegen. Das heißt, sie sind einerseits klein genug, um über Haut, Schleimhäute, Atemwege oder den Darm in den Organismus einzudringen, andererseits sind sie auch komplex genug, um die heftigen Reaktionen auszulösen. Zu den häufigsten Auslösern allergischer Erkrankungen gehören Pollen und Nahrungsmittelallergene. Zumeist nimmt eine Allergiekarriere mit einer Nahrungsmittelallergie im Kleinkindalter ihren Anfang. Aus diesem Grund spielt die Ernährung des Säuglings bei der Allergieprävention eine so große Rolle.

Außerdem wird die Bereitschaft, auf körperfremde Stoffe allergisch zu reagieren, vererbt. Während in der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ca. 25 bis 30 Prozent im Kindes- und Jugendalter eine Allergie entwickeln, sind bei allergisch vorbelasteten Familien bis zu 80 Prozent der Kinder betroffen.

Aktuelle Pressemeldung

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention

Bonn, 18.09.2023 Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abhängig von der Form und Schwere der Allergie beeinträchtigen die Beschwerden den Alltag der Heranwachsenden zum Teil ganz erheblich. Besonders oft diagnostizieren Ärzte Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Eins steht fest: Durch vorbeugende Maßnahmen, insbesondere bei der Ernährung, lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren. Werdende und junge Eltern bekommen jede Menge Ratschläge, wenn es um dieses Thema geht. Aber was ist wirklich sinnvoll, weil wissenschaftlich nachgewiesen, und was lediglich eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann? Eine gute Orientierung bietet die Leitlinie zur Allergieprävention. Herausgeber der Leitlinie sind Vertreter verschiedener medizinischer Fachgesellschaften*. Die Experten haben die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien zur Allergievorbeugung ausgewertet und sprechen anhand der Datenlage konkrete Empfehlungen aus.

Empfehlungen zur Ernährung

Die Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler für unsere Gesundheit. Ohne jeden Zweifel hat die frühkindliche Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Kindes. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass sich bestimmten Erkrankungen vorbeugen lässt, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt und das Baby in den ersten Lebensmonaten gemäß den Empfehlungen von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern versorgt wird. Dies gilt ausdrücklich für Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sowie für Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen (z. B. Diabetes). Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung beinhaltet auch den Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten (einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt), Obst, Nüssen, Eiern und Fisch. Die Meidung möglicher Nahrungsmittelallergene wie Ei, Erdnuss, Fisch, Krustentiere während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.

Stillen ist das Beste

Für den Zeitraum der ersten vier bis sechs Monate soll nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung von Beikost soll weitergestillt werden. Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden. Wenn gar nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder (Vater und/oder Mutter haben eine Allergie) sollte geprüft werden, ob bis zur Einführung von Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Weitere Informationen zur Vorbeugung von Allergien

Ein Übersichtsartikel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) zu den aktualisierten Leitlinien https://www.haut-und-allergiehilfe.de/blog/allergien/177-allergien-vorbeugen informiert über die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von Asthma bronchiale, allergischem Schnupfen, Nahrungsmittelallergie und atopischem Ekzem. Dabei erfährt man auch, was die Experten zu Hund und Katze sagen. Weiterführende Informationen bietet die Website der DHA www.dha-allergien-vorbeugen.de. Unter dem Menüpunkt Ernährung findet man u. a. konkrete Tipps zur allergievorbeugenden und gesunden Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern. Außerdem kann man auf der Website die PDF-Datei der Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ herunterladen.

*An der Leitlinie zur Allergieprävention sind u. a. die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) beteiligt.

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