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Allergien vorbeugen

Die Behandlung einer Allergie ist langwierig und erfordert ein hohes Maß ans Selbstbeobachtung und Selbstdisziplin. Ein Medikament, das Allergien heilt, gibt es nicht, und so stützen sich alle Therapien auf die Prinzipien: Allergene meiden, allergische Symptome bekämpfen, Allergien vorbeugen. Beim Kontakt mit dem Allergen wird im Körper eine Reaktionskette in Gang gesetzt, die zu den allergischen Symptomen führt. Bei der medikamentösen Therapie gibt es verschiedene Strategien, diese Reaktionskette zu durchbrechen.

Allergenmeidung

Den Kontakt mit Allergenen vollständig zu vermeiden ist leider nicht so einfach und in vielen Fällen gar unmöglich. Da es sich bei Allergenen im weitesten Sinne um Substanzen aus der Umwelt handelt, bedeutet die Allergenkarenz fast immer eine Umstellung der Lebensgewohnheiten und bestimmter Verhaltensweisen. Wichtig ist, dass der Patient weiß, auf welche Stoffe er allergisch reagiert, wie er sich im Falle einer heftigen Reaktion verhalten muss und welche Mittel die allergischen Beschwerden lindern.

Hyposensibilisierung

Die Hyposensibilisierung, auch "spezifische Immuntherapie" (SIT) genannt, ist bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen des Soforttyps, insbesondere bei Heuschnupfen und Insektengiftallergien eine wirksame Methode, die Empfindlichkeit des Patienten gegenüber eines bestimmten Allergens wieder herabzusetzen. Dazu werden stark verdünnte Lösungen der allergieauslösenden Substanz in zeitlich festgelegten Abständen unter die Haut gespritzt, damit sich der Körper langsam an das Allergen gewöhnt.

Da jede Injektion mit mehr oder minder starken Überempfindlichkeitsreaktionen einhergehen kann, sollte eine sofortige Notfallversorgung gewährleistet sein. Des weiteren sollte folgendes beachtet werden:

  • Lassen Sie die Hyposensibilisierung auf keinen Fall durchführen, wenn Sie Kopf-, Hals-, oder Gliederschmerzen haben
  • Teilen Sie Ihrem Arzt mit, wenn Sie eine Diät durchführen, da in diesem Fall eine erhöhte Gefahr von Kreislaufbeschwerden besteht
  • Teilen Sie Ihrem Arzt mit, wenn es nach der letzten Injektion Auffälligkeiten gab
  • Melden Sie jede Form von Schwindelgefühlen oder Unwohlsein sofort Ihrem Arzt
  • Vermeiden Sie am Tag der Injektion schwere körperliche Arbeit, Sport, Saunabesuche, starke Sonneneinstrahlung sowie Alkoholgenuss

Mastzellblockade

Bestimmte Wirkstoffe, die so genannten Mastzellenstabilisatoren, sorgen dafür, dass die Mastzellen keine Entzündungsstoffe freisetzen. Ist die allergische Reaktion bereits erfolgt, können diese Wirkstoffe jedoch nicht mehr eingreifen. Deshalb ist es sinnvoll, man ca. 14 Tage vor dem erwarteten Allergenkontakt mit der Medikamenteneinnahme beginnen kann.

Antihistaminika

Antihistaminika blockieren bestimmte Rezeptoren in der Haut und den Schleimhäuten. Damit kann dort das aus den Mastzellen freigesetzte Histamin nicht mehr binden und die allergischen Symptome auslösen. Moderne Antihistaminika haben neben dieser antihistaminen auch eine antientzündliche Wirkung.

Cortison

Cortison ist die chemische Abwandlung eines körpereigenen Hormons, des Cortisols, das vielfältige regulative Funktionen beim Stoffwechsel und bei der Immunabwehr übernimmt. Cortisonpräparate zeichnen sich durch ihre stark entzündungshemmende und antiallergische Wirkung aus. Um schwerwiegende Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte Cortison jedoch nicht über einen längeren Zeitraum und nur in Absprache mit dem Arzt angewandt werden.

Die Suche nach dem Allergen

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Diagnose

Der Arzt führt verschiedene Allergietests durch, die sich gegenseitig ergänzen, aber nicht immer alle erforderlich sind.

Eine Allergie zu erkennen und ihren Auslöser zu identifizieren ist oftmals schwieriger als zunächst vermutet. Dies liegt zum einen an der Vielzahl der in Frage kommenden Allergene, zum anderen an der Vielzahl der Symptome, die mit einer Allergie in Verbindung gebracht werden können. Eine "Allergie-Checkliste" kann erste Hinweise geben, ob der Betroffene zu Allergien neigt. Bestätigt das Ergebnis den Verdacht, ist es hilfreich ein "Allergietagebuch" zu führen, in dem vermerkt wird, in welchen Situationen die Symptome auftreten und wie heftig sie waren. Diese Notizen sind für den Arzt ein wichtiger Anhaltspunkt bei seiner Diagnostik.

Symptome, die auf eine Allergie hinweisen

  • Häufig wiederkehrende oder saisonalabhängige Bindehautentzündung
  • saisonalabhängiger Fließschnupfen mit Niesanfällen
  • wiederholte, vom Infekten unabhängige Bronchitis (vor allem im Kindesalter)
  • akute Speisenunverträglichkeiten, Reizmagen mit anfallsweisem Erbrechen
  • plötzlich auftretender Durchfall nach bestimmten Speisen
  • kolikartige Magenschmerzen nach bestimmten Speisen
  • Schwellungen im Gesicht oder Mund und Rachenraum
  • plötzlich auftretender Juckreiz
  • Nesselfieber
  • Hautausschläge

Allergietests

Neben der sorgfältigen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) führt der Arzt verschiedene Allergietests durch, die sich gegenseitig ergänzen, aber nicht immer alle erforderlich sind.

Hauttest

Hauttests eignen sich besonders zur Identifizierung von Allergenen Substanzen mit den vermuteten Allergenen werden auf die Haut aufgetragen, um gezielt eine allergische Reaktion auszulösen. Je nach Art, wie das Allergen mit der Haut in Kontakt gebracht wird, unterscheidet man:

  • Der Pricktest (englisch: prick = Einstich) dient zum Nachweis einer sogenannten Typ-I-Allergie, wie zum Beispiel einer Sensibilisierung gegenüber Pollen oder Tierhaaren. Hierbei wird ein definierter Allergenextrakt auf die Haut aufgetropft und anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen so dass die jeweiligen Substanzen in die Oberhaut eindringen. Die Testreaktion kann nach 20 Minuten im Vergleich zu zwei immer mitgeführten Leertestungen (Positivkontrolle mit Histamin) und wirkstoffreier Negativkontrolle abgelesen werden. Der Pricktest ist meist schmerzfrei.
    Eine Unterform der Pricktestung ist der so genannte Prick-to-Pricktest, bei dem zum Beispiel Lebensmittel getestet werden können, indem zuerst das Lebensmittel und dann die Haut angestochen wird.
  • Scratchtest: Allergietest, welcher sich auch zum Nachweis von Typ-I-Allergien eignet, bei dem die Haut zunächst oberflächlich angeritzt wird und anschließend das zu testende Allergen (zum Beispiel Tierhaare oder auch Lebensmittel) nativ eingerieben wird. Testablesung ebenfalls nach 20 Minuten.
  • Intrakutantest:Hierbei wird eine definierte Menge eines Allergenextraktes (z.B. Insektengifte oder Nahrungsmittelextrakte) intrakutan injiziert und ebenfalls nach 20 Minuten gegen einen Leertest (s.o.) abgelesen.Es besteht jedoch die Gefahr einer hochgradigen allergischen Reaktion. Er dient auch zum Nachweis einer Typ-I-Allergie.
  • Epikutantest dient dem Nachweis einer sogenannten Typ-IV-Sensibilisierung, wie zum Beispiel gegenüber Nickelsalzen (Nickelsulfat) oder Duftstoffen. Hierbei werden definierte Zubereitungen der Allergene in Trägersubstanzen (wie Vaseline oder Wasser) auf die Haut unter Testkammern aufgeklebt. Die Testablesung sollte jeweils nach 24, 48 und 72 Stunden erfolgen (in Ausnahmefällen auch noch länger). Es wird hierbei auch der Reaktionsverlauf (steigende oder fallende Reaktion) über die Zeit bewertet.
Labortest

Bei den meisten allergischen Erkrankungen (Typ I-Reaktion) ist die Anzahl an IgE-Antikörpern im Blut erhöht. Dies lässt sich mit dem RIST-Test nachweisen. Dieser Test zeigt aber nur, ob eine allergische Erkrankung vorliegt. Mit dem im Anschluss durchgeführten RAST-Test lassen sich Antikörper gegen ganz bestimmte Allergene nachweisen.

Provokationstest

Beim Provokationstests werden die vermuteten Allergene direkt an den Organen, die allergische Symptome zeigen, getestet. Das heißt die Allergene werden auf die Schleimhäute von Nase (Intranasaltest), Augen (Konjunktivaltest) oder Bronchien (bronchiale Provokationstest) aufgebracht. Bei allen Provokationstests muss der Arzt auf den Notfall vorbereitet sein, da sehr heftige allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten können. Die Tests sollten nur vorgenommen werden, wenn keine akuten Beschwerden vorliegen.

Was wirkt als Allergen?

Warum einige Stoffe aus unserer Umwelt als Allergene wirken und andere nicht, lässt sich wissenschaftlich nicht genau erklären. Noch werden typische physikalische oder chemische Eigenschaften gesucht, die allen Allergenen gemeinsam sind. Man weiß, dass Allergene sich aus Kohlenhydraten, Eiweißen und deren Bestandteilen zusammensetzen, manchmal sind es reine Kohlenhydratmoleküle, manchmal bestehen sie auch nur aus Eiweißen oder sie sind eine Kombination aus beiden. Alle Allergene liegen in einem bestimmten Größenbereich. Einerseits sind komplex genug um heftige Reaktionen auszulösen, andererseits auch klein genug, um über die Haut, Schleimhäute, Atemwege oder Darm in den Organismus einzudringen.

Die verschiedenen Allergietypen

So unterschiedlich die Allergene und die von ihnen provozierten Immunreaktionen auch sind, so lassen sie sich doch anhand der Reaktionsprozesse charakterisieren. Man unterscheidet dabei vier Formen der allergischen Reaktionen (Einteilung nach Coombs/Gell).Die Zuordnung ist nicht immer eindeutig ist, da das Immunsystem, wenn es sich mit einem körperfremden Stoff auseinandersetzt, oftmals verschiedene Abwehrmechanismen gleichzeitig anwendet. Doch laufen diese mit unterschiedlicher Intensität ab, so dass für die meisten allergischen Erkrankungen einer der folgenden Reaktionstypen charakteristisch ist.

  • Typ I-Reaktion oder Reaktion vom Soforttyp

    Bei diesem Reaktionstyp richten sich die Abwehrmechanismen gegen Antigene, die Teil körpereigener Zellen geworden sind. Man bezeichnet diesen Reaktionstyp auch als zytotoxisch oder zellschädigend, da nicht nur die mit dem Allergen behaftete Zelle sondern auch umliegendes Gewebe zerstört wird. Allergien diesen Typs sind seltener.
    Typische Auslöser: Pollen, Tierhaare, Bestandteile von Milben, Nahrungsmittel wie z.B. Fisch, Hühnereiweiß, Nüsse, Medikamente wie z.B. Penicillin.

  • Typ II-Reaktion oder zytotoxische Reaktion

    Bei diesem Reaktionstyp richten sich die Abwehrmechanismen gegen Antigene, die Teil körpereigener Zellen geworden sind. Man bezeichnet diesen Reaktionstyp auch als zytotoxisch oder zellschädigend, da nicht nur die mit dem Allergen behaftete Zelle sondern auch umliegendes Gewebe zerstört wird. Allergien diesen Typs sind seltener.
    Typische Auslöser: Medikamente

  • Typ III-Reaktion oder Immunkomplexbildung

    Unter bestimmten Bedingungen können sich Antikörper zusammen mit Allergenen und weiteren Blutbestandteilen zu mehrgliedrigen Komplexen zusammenballen. Die dadurch hervorgerufenen Entzündungsreaktionen treten erst nach einigen Stunden oder Tagen auf, so dass man auch von Allergien des verzögerten Typus spricht.
    Typische Auslöser: verschiedene Schimmelpilze, Medikamente.

  • Typ IV-Reaktion oder Reaktionen vom Spättyp

    Die Typ IV-Reaktion ist eine zellvermittelte Reaktion. Abwehrzellen reagieren direkt mit den Allergenen und setzen zu ihrer Abwehr Botenstoffe frei, die zu Entzündungsreaktionen des umliegenden Gewebes führen. Dies macht sich wie z. B. beim Kontaktekzem erst ein bis zwei Tage nach dem Allergenkontakt bemerkbar.
    Typische Auslöser: Ionen von Metallen wie Nickel, Chrom und Kobalt, Substanzen in Haushaltschemikalien oder Körperpflegemitteln

Pseudo-allergische Reaktionen

Nicht alle Unverträglichkeitreaktionen, die typische allergische Symptome auslösen, sind tatsächlich Allergien. Bei den so genannten Pseudoallergien sprechen zwar alle äußeren Anzeichen, beispielsweise Hautausschläge durch Medikamente oder Nahrungsmittel, Asthmatische Anfälle oder Schnupfen, für eine Allergie, doch ist bei diesen Reaktionen das Immunsystem nicht beteiligt. Bei pseudo-allergischen Reaktionen wirken die körperfremden Stoffe direkter und lösen beispielsweise die Freisetzung von Histamin mit den damit verbundenen Symptomen aus.
Typische Auslöser: Medikamente, Erdbeeren, Lektine, die zum Beispiel in verschiedenen Gemüsen, Früchten Getreidearten und Soja vorkommen, Fischsorten wie Thunfisch und Sardellen, Käse wie Cheddar und Blauschimmelsorten.

Die häufigsten Allergene

Auslöser:Symptome:
Hausstaub: Kotpartikel der Hausstaubmilbe Dauerschnupfen, Niesreiz, tränende Augen, asthmatische Beschwerden
Haare, Hautschuppen und Speichel von Pferden, Rindern, Katzen, Hunden, Kaninchen, Hamstern, Mäusen Niesreiz, laufende Nase, tränende Augen, in manchen Fällen Kontaktekzem
ACHTUNG: Tierhaarallergien können zum gefürchteten Etagenwechsel führen
Insektengift: Bienen- oder Wespenstiche Lokalreaktion mit Nesselausschlag, starke Schwellung, Schockreaktion möglich
Pollen von Gräsern, Bäumen und Kräutern in seltenen Fällen auch Blütenpollen saisonal bedingter allergischer Schnupfen (Heuschnupfen), Bindehautentzündung
ACHTUNG: Es kann zum Etagenwechsel kommen
Schimmelpilze: Sporen auf allen organischen Materialien z.B. Brot, Käse, Obst, Blumenerde, Holz, Papier Dauerschnupfen, Niesreiz, Beschwerden der Atemwege
Stäube von Baumwolle, Getreide, Mehl, Kleie Dauerschnupfen, Niesreiz, tränende Augen, Beschwerden der Atemwege
Latex: Gebrauchsgegenstände aus Gummi Lokalreaktion mit Hautrötung, Quaddelbildung, Juckreiz
Nahrungsmittel, insbesondere Kuhmilch, Hühnerei, Fisch, Zitrusfrüchte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz im Mund und Rachenraum, Nesselausschlag, asthmatische Beschwerden
Arzneimittel: Antibiotika, Jod, Lokalanästhetika Hautausschlag, Asthmatische Beschwerden, Fieberanfälle, Schockreaktion
Kosmetika, Putz- und Reinigungsmittel: Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, Wachse Hautausschläge, Juckreiz
Metalle, z.B. Nickel, Chrom, Kupfer Hautausschläge, Juckreiz

Was verursacht Allergien?

Volkskrankheit Allergie

Jahr für Jahr bestätigen epidemiologische Studien aus dem In- und Ausland die beunruhigenden Prognosen: Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und scheinen noch weiter zuzunehmen. So ist, um ein Beispiel zu nennen, allein in den 80er Jahren die Zahl der an allergischem Bronchialasthma Erkrankten in Europa um das Doppelte gestiegen. Wissenschaftler aus aller Welt versuchen, den Geheimnissen des Immunsystems auf die Spur zu kommen und herauszufinden, warum es im Falle von Allergien fehlerhaft reagiert. Bisher ist es allerdings noch nicht gelungen, die genauen Ursachen der Allergien zu ergründen. Demzufolge gibt es auch noch keine ursächliche Therapie, die eine Allergie heilen könnte. Es gibt jedoch Medikamente, die die Symptome und Begleiterscheinungen der Allergie, wie etwa Fließschnupfen, Hautausschläge oder Juckreiz, lindern und zum Abklingen bringen, und es gibt Möglichkeiten, durch entsprechende Verhaltensweisen und Vorbeugemaßnahmen die allergischen Reaktionen weitestgehend zu kontrollieren. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Betroffenen gut über ihre Erkrankung informiert sind. Diese Internetseite soll dazu beitragen, das Wissen zu verbreiten und Wege zur Behandlung und Vorbeugung von Allergien aufzuzeigen.

Allergie - was ist das?

Dass der Körper auf Giftstoffe allergisch reagiert, scheint einleuchtend. Aber wieso reagiert er zunehmend auch auf so harmlose und natürliche Substanzen wie Pollen oder Tierhaare? Unser Abwehrsystem, das so genannte Immunsystem, unterscheidet körpereigene von körperfremden Stoffen (Zellen, Proteine oder andere große Moleküle), und es kann normalerweise die körperfremden Stoffe (Antigene) in harmlose und gefährliche Substanzen einordnen. Antigene, die an der Entstehung einer Allergie beteiligt sind, werden als Allergene bezeichnet. Gegen einige Fremdstoffe ist unser Körper schon von Geburt an immun. Zusätzlich entwickelt sich eine erworbene Immunität gegen Antigene, mit denen der Körper im Laufe des Lebens in Berührung kommt, wie Bakterien oder Viren. Für die Erkennung und Bekämpfung der Fremdstoffe spielen bestimmte weiße Blutzellen, die B-Lymphozyten, eine wichtige Rolle. Sie produzieren Antikörper, die wie ein Schlüssel zu einem Schloss zu dem jeweiligen Fremdstoff passen. Dadurch wird die gezielte Bindung und anschließende Zerstörung der Antigene ermöglicht. Nach der ersten Reaktion auf ein Antigen „merkt“ sich das Immunsystem diesen Kontakt und ist in der Lage, bei einem erneuten Eindringen des Antigens sofort entsprechend zu reagieren.

Bei einer Allergie sind die beschriebenen Abläufe gestört:

  • Das Immunsystem stuft ungefährliche Substanzen als gefährlich ein.
  • Es werden zu viele Antikörper gebildet.

Dadurch werden Substanzen wie Histamin im Körper freigesetzt, die allergische Symptome verursachen. Die im Übermaß gebildeten Antikörper bewirken eine Sensibilisierung des Körpers gegenüber dem Allergen. Bereits kleine Mengen des Allergens können nun zu heftigen Reaktionen in Form von Niesanfällen, Fließschnupfen, Bindehautreizung, Hautausschlägen, Übelkeit oder Durchfall führen.

Atopie oder Allergie?

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Der so genannte atopische Formenkreis umfasst die Neurodermitis, die allergische Rhinitis (Heuschnupfen) und das allergische Asthma. Diese Krankheiten können entweder allein, nacheinander oder auch gleichzeitig auftreten. Als Atopie wird nicht die Erkrankung selbst bezeichnet, sondern die angeborene und erbliche Veranlagung, an einer oder an mehreren Ausprägungen des atopischen Formenkreises zu erkranken. Das Wort „Atopie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „fremd“ oder „befremdlich“. Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil man sich das Zusammentreffen so verschiedener Erkrankungen an der Haut und an den Schleimhäuten nicht erklären konnte.

Immunsystem

Das Immunsystem mit seinen Milliarden von Abwehrzellen ist ein ausgeklügeltes, präzise aufeinander abgestimmtes System, das den Organismus vor Fremdstoffen, die auch als Antigene bezeichnet werden, schützen soll. Es wird aktiv, sobald ein potenzieller Erreger eingedrungen ist, und versucht, diesen unschädlich zu machen.

Der Abwehrmechanismus funktioniert immer nach dem gleichen Prinzip: Jedes Antigen besitzt charakteristische Oberflächenstrukturen. Passend zu diesen Merkmalen produziert das Immunsystem nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip spezielle Antikörper, die so genannten Immunglobuline. Diese gehen mit dem Antigen eine gezielte Bindung ein und ermöglichen dadurch seine anschließende Zerstörung.

Dank so genannter Gedächtniszellen (Lymphozyten) ist das Immunsystem in der Lage, sich die charakteristischen Strukturen des Antigens zu merken. Dadurch ist es bei erneutem Kontakt mit dem Antigen entsprechend vorbereitet: Die Lymphozyten produzieren sofort eine große Anzahl der zugehörigen Antikörper, die den Fremdstoff unschädlich machen. Der Körper ist sozusagen immun gegen diesen Eindringling.

Organe und Gewebe wie Thymus, Milz, Knochenmark, Lymphknoten, Mandeln und das lymphatische Gewebe des Darms sind wichtige Bestandteile des Immunsystems. Als so genannte primär lymphatische Organe sind Knochenmark und Thymus für die Produktion und Ausbildung spezieller Abwehrzellen verantwortlich. Als sekundär lymphatische Organe bezeichnet man all diejenigen Gewebe, in denen die Immunzellen schließlich aktiv werden. Dazu gehören die Lymphknoten, Mandeln, Milz sowie das lymphatische Gewebe in den Schleimhäuten, beispielsweise des Darms.

Allergierisiko

Allergische Erkrankungen haben in beunruhigendem Maße zugenommen und gehören mittlerweile bei Kindern zu den häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig. Neben der genetischen Veranlagung, eine Allergie zu entwickeln, spielen Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle. Nicht ohne Grund werden Allergien zur Gruppe der so genannten Zivilisationskrankheiten gezählt, treten sie doch vor allem in den hoch entwickelten Industrieländern vermehrt auf.

Prinzipiell kann jeder Stoff unserer Umwelt zum Auslöser einer Allergie werden. Warum einige Substanzen bei manchen Menschen als Allergene wirken und andere nicht, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Man weiß, dass sich Allergene aus Kohlenhydraten sowie Eiweißen und deren Bestandteilen zusammensetzen und dass sie in einem ganz bestimmten Größenbereich liegen. Das heißt, sie sind einerseits klein genug, um über Haut, Schleimhäute, Atemwege oder den Darm in den Organismus einzudringen, andererseits sind sie auch komplex genug, um die heftigen Reaktionen auszulösen. Zu den häufigsten Auslösern allergischer Erkrankungen gehören Pollen und Nahrungsmittelallergene. Zumeist nimmt eine Allergiekarriere mit einer Nahrungsmittelallergie im Kleinkindalter ihren Anfang. Aus diesem Grund spielt die Ernährung des Säuglings bei der Allergieprävention eine so große Rolle.

Außerdem wird die Bereitschaft, auf körperfremde Stoffe allergisch zu reagieren, vererbt. Während in der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ca. 25 bis 30 Prozent im Kindes- und Jugendalter eine Allergie entwickeln, sind bei allergisch vorbelasteten Familien bis zu 80 Prozent der Kinder betroffen.

Experteninterview

Baby-led Weaning als Ernährungstrend auch für allergiegefährdete Babys?

Fingerfood statt Brei: Die englische Stillberaterin und Hebamme Gill Rapley propagiert ein Konzept zur Beikosteinführung bei Kindern, das unter dem Namen „Baby-led Weaning“ in Elternforen, Zeitschriften und sozialen Medien eifrig diskutiert wird. Es gibt viele Befürworter, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt das Baby-led Weaning hingegen nicht. Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe sprach mit Prof. Dr. med Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin am Dr. v. Haunerschen Kinderspital des Uniklinikums München über das Prinzip des Baby-led Weaning und über mögliche Risiken, die diese Ernährungsform für allergiegefährdete Kinder bergen könnte.

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Lesen Sie auch unsere Pressemeldung zum Thema: Baby-led Weaning für allergiegefährdete Babys?

Aktuelle Pressemeldung

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention

Bonn, 18.09.2023 Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abhängig von der Form und Schwere der Allergie beeinträchtigen die Beschwerden den Alltag der Heranwachsenden zum Teil ganz erheblich. Besonders oft diagnostizieren Ärzte Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Eins steht fest: Durch vorbeugende Maßnahmen, insbesondere bei der Ernährung, lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren. Werdende und junge Eltern bekommen jede Menge Ratschläge, wenn es um dieses Thema geht. Aber was ist wirklich sinnvoll, weil wissenschaftlich nachgewiesen, und was lediglich eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann? Eine gute Orientierung bietet die Leitlinie zur Allergieprävention. Herausgeber der Leitlinie sind Vertreter verschiedener medizinischer Fachgesellschaften*. Die Experten haben die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien zur Allergievorbeugung ausgewertet und sprechen anhand der Datenlage konkrete Empfehlungen aus.

Empfehlungen zur Ernährung

Die Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler für unsere Gesundheit. Ohne jeden Zweifel hat die frühkindliche Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Kindes. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass sich bestimmten Erkrankungen vorbeugen lässt, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt und das Baby in den ersten Lebensmonaten gemäß den Empfehlungen von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern versorgt wird. Dies gilt ausdrücklich für Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sowie für Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen (z. B. Diabetes). Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung beinhaltet auch den Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten (einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt), Obst, Nüssen, Eiern und Fisch. Die Meidung möglicher Nahrungsmittelallergene wie Ei, Erdnuss, Fisch, Krustentiere während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.

Stillen ist das Beste

Für den Zeitraum der ersten vier bis sechs Monate soll nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung von Beikost soll weitergestillt werden. Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden. Wenn gar nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder (Vater und/oder Mutter haben eine Allergie) sollte geprüft werden, ob bis zur Einführung von Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Weitere Informationen zur Vorbeugung von Allergien

Ein Übersichtsartikel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) zu den aktualisierten Leitlinien https://www.haut-und-allergiehilfe.de/blog/allergien/177-allergien-vorbeugen informiert über die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von Asthma bronchiale, allergischem Schnupfen, Nahrungsmittelallergie und atopischem Ekzem. Dabei erfährt man auch, was die Experten zu Hund und Katze sagen. Weiterführende Informationen bietet die Website der DHA www.dha-allergien-vorbeugen.de. Unter dem Menüpunkt Ernährung findet man u. a. konkrete Tipps zur allergievorbeugenden und gesunden Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern. Außerdem kann man auf der Website die PDF-Datei der Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ herunterladen.

*An der Leitlinie zur Allergieprävention sind u. a. die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) beteiligt.

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